Eigentlich wollte ich ja endlich ein Bazzecole zum Thema Eis in Rom schreiben, aber bei dem Wetter … verschieben wir das lieber noch ein wenig. Ich möchte zunächst eine Frage aufgreifen, die mich diese Woche erreichte: warum ich denn nicht mehr über die Kirchen in Rom schriebe, wenn dies doch ein Führer für junge Pilger sei, fragte mich ein Leser. Nach Rom pilgern … wenn ich mit Jugendlichen darüber spreche, steht immer unausgesprochen die Frage „Das meinst du doch nicht etwa ernst?“ im Raum. Es gibt viele Gründe, nach Rom zu fahren. Atmosphäre, Altertümer, Geschichte, Glauben, Literatur, Musik … von Kneipen, Bars, Clubs und netten Leuten ganz zu schweigen.
Pilgern ist kein schlechter Grund. Ich wollte immer einmal zu Fuß nach Rom pilgern, um Italien einmal hautnaher zu erfahren, als das beim Reisen mit Bahn, Auto oder gar Flugzeug möglich ist. Geschafft habe ich es bis heute nicht. Und doch ist jede meiner vielen Reisen nach Rom immer auch ein wenig Pilgerfahrt, egal warum und wie ich reise, egal wen ich besuche, in welche Kirche ich gehe. Pilgern hängt auch mit dem zusammen, was im Pilger, in der Pilgerin vorgeht. Eigentlich mehr als mit allem anderen. Man pilgert nicht einfach irgendwo hin, man ist vor allem auf dem Weg zu sich selbst.
Unser Führer richtet sich an alle Jugendgruppen, die nach Rom reisen, egal aus welchen Gründen. Die Kirche spielt in Rom eine große Rolle, aber eben auch nur eine unter vielen. Trotzdem möchte ich euch heute auf eine kleine Besonderheit aufmerksam machen. Wenn ihr mit offenen Augen durch Rom lauft, werdet ihr an vielen Kirche Wappen entdecken. Diese verweisen meist auf den Papst oder einen Kardinal. Was sind die Gründe dafür?
Das Papstwappen prangt natürlich an den großen päpstlichen Basiliken in Rom. Neben dem Petersdom sind es Santa Maria Maggiore, San Giovanni in Laterano, San Paolo fuori le Mure und San Lorenzo. Sie sind von Alters her mit einem Papstthron und einem Papstaltar ausgestattet, an dem nur der jeweilige Papst zelebrieren darf.
Was hat es aber mit all den Kirchen mit einem Kardinalswappen auf sich? Jeder Kardinal hat eine sogenannte Titelkirche in Rom, zurzeit gibt es 164 davon. Zum einen soll damit die Verbundenheit dieser kirchlichen Führungskräfte mit Rom zum Ausdruck gebracht werden, zum anderen hatte es vor allem im Mittelalter und der frühen Neuzeit auch ganz praktische Gründe. Rom war nämlich nicht immer so groß wie heute und die Kirchen auch nicht immer so wohlhabend. Der Kardinal hatte die Verpflichtung, seine Titelkirche auch finanziell zu unterstützen, was dazu führte, das Kirchen erhalten bzw. in der neueren Zeit auch wieder in Stand gesetzt wurden. Ein gutes Beispiel dafür ist Santo Stefano Rotondo, die Titelkirche des emeritierten Münchner Erzbischofs Friedrich Kardinal Wetters.
Die meisten Kardinäle haben ganz normale Gemeindekirchen als Titelkirchen. Der Kölner Erzbischof Kardinal Wölki beispielsweise die Kirche San Giovanni Maria Vianney , weit außerhalb des römischen Autobahnrings in Borghesiana, der Münchner Kardinal Reinhard Marx die Kirche San Corbiniano, eine junge Gemeinde, aber ebenso weit draußen und ebenso schwierig zu erreichen.
Weitere Kirchen sind deutschen Kurienkardinälen zugeordnet. Die bedeutendste dürfe dabei wohl Sant’Agnese in Agone an der Piazza Navona darstellen, die aktuelle Titelkirche von Kardinal Gerhard Müller.
Es kann durchaus spannend sein, die Wappen an den Kirchen genauer zu betrachten. Gegenwart und Vergangenheit mischen sich und die Rolle der katholischen Kirche als „Weltkirche“, ob man das nun mag oder nicht, wird einem dabei deutlich.