Wer schon einmal in Rom war und den Petersdom besichtigt hat, stand sicher auch schon beeindruckt vor den gewaltigen Portalen, die in die Kirche führen. Es sind insgesamt fünf monumentale zweiflügelige Bronzetore, alle über sechs Meter hoch und knapp zwei Meter breit. Vier von Ihnen stammen aus dem 20. Jahrhundert, eines jedoch ist deutlich älter. Es wurde zwischen 1433 oder 1439 und 1445 von dem Florentiner Bildhauer und Architekten Antonio Avelino, genannt Filarete und seiner Werkstatt geschaffen.
Dargestellt sind auf dem Portal oben der thronende Christus (Christus Pantokrator) und Maria, daneben die Apostel Petrus und Paulus. Paulus ist, wie gewohnt, mit Buch und Schwert, Petrus auch mit einem Buch und den Himmelsschlüsseln abgebildet, die er Papst Eugen VI, dem Auftraggeber des Portals, übergibt.
Darunter befinden sich das Petrus- und das Paulusmartyrium. In einer Abfolge von Szenen werden die Ereignisse von der Verurteilung, Verhaftung und Hinrichtung der beiden erzählt. Auf dem Petrusmartyrium kann man die Cestius Pyramide erkennen, an ihr lehnt eine weibliche Figur, die die Aufschrift ROMA trägt und die Stadt Rom symbolisiert.
Interessant ist auch der mit Blumen ausgeschmückte umlaufende Fries, der Szenen aus der griechischen Mythologie, aus den Fabeln des Aesop und aus der griechischen Geschichte, darstellt. Eine für die damalige Zeit ungewöhnliche Darstellung eines Kirchenportals, die später auch immer wieder kritisiert wurde.
Ein wirklich spannendes Detail befindet sich allerdings auf der Innenseite des Portals, und da es nur zu besonderen Anlässen geöffnet wird, müssen wir durch ein anderes Tor in den Dom gehen. Ganz unter auf dem linken Türflügel findet ihr eine besondere Signatur, auf dem Meister Filarete (das ist der mit dem Zirkel) alle Beteiligten bei einem fröhlichen Essen zur Feier der Fertigstellung vorstellt.
Auf der linken Seite sitzt ein Mann mit Namen PATRVTIVS auf einem Esel. Am Sattel seht ihr einen Weinschlauch und in der rechten Hand hält er einen Weinkrug. Die tanzenden Männer heißen AGNOLVS – IACOBVS – IANNELLVS – PASSQUINVS – IOHANNES – VARRVS und FLORENIE und sind ANTONIVS ET DISCIPVLI MEI (= Antonius und meine Schüler). Aus Filaretes Mund kommen folgende Worte: CETERIS OPERE PRETIVM PASTVS FVMUS VE MINI HILARITAS. [Ungefähr: Mit dem Lohn für dieses Werk hatten wir ein Essen und Fröhlichkeit.] Ein Panflötenspieler Namens PIO VI (Pius VI) sitzt auf einem Dromedar, das DROMEDARIUS heißt, und unter dem Esel steht der rätselhafte Vermerk: APO CI.
Ihr werden in die Knie gehen müssen, um es euch anzuschauen. Dafür bekommt Ihr dann quasi einen Filmabspann aus dem 15. Jahrhundert.